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Unsere Radnetzplanung im Detail:
Zusammenschnitt der Vorstellung (14 Min):
BERICHT
Am Donnerstag, den 7. März 2019, hatte der Radentscheid Frankfurt eingeladen, um seine konkreten Planungen für die Haupt- und Nebenstraßen, die Pendlerstrecken und Kreuzungen in Frankfurt vorzustellen. Im Festsaal des Studierendenhauses der Goethe-Universität hatten sich trotz des gleichzeitig stattfindenden Europe-League Achtelfinals der Eintracht fast 200 interessierte Zuhörer*innen eingefunden, um den Ausführungen von Radentscheid-Vertreter*innen zu lauschen und mit ihnen zu diskutieren.
Einleitung: Warum Radverkehr? Und warum in Frankfurt?
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Alexander Breit (Vertrauensperson des Radentscheids Frankfurt) den thematischen Kontext vor, in dem sich die Debatte bewegt. Klimawandel und Diesel-Debatte führen uns tagtäglich vor Augen, wie dringend die Mobilitätswende in Deutschland und Frankfurt vonnöten ist.
Darüber hinaus geht es auch schlicht um die Sicherheit auf den Straßen: in Frankfurt sind im Jahr 2018 tragischerweise sechs Menschen auf dem Rad ums Leben gekommen. Diese Unfälle sind zum großen Teil vermeidbar, wenn die Straßen und Kreuzungen entsprechend sicher ausgebaut sind.
Frankfurt ist aufgrund seiner Größe (nicht zu groß, kompakt) und Topographie (flach) bestens für den Radverkehr geeignet; auch die Nachbar-Gemeinden wie Offenbach sind gar nicht weit weg. Und darüber hinaus können alle vom Ausbau des Radverkehrs profitieren: Fußgänger*innen, ÖPNV-Fahrer*innen, Autofahrer*innen, Gewerbetreibende und nicht zuletzt alle Frankfurter*innen durch saubere Luft und weniger Lärm auf unseren Straßen.
Frankfurt auf neuen Wegen: die Netzplanung des Radentscheids
Anschließend stellten Rebecca Faller, Beatrix Baltabol und Torben Hedderich, Mitglieder des Planungsteams beim Radentscheid, die konkreten Planungen vor. Zunächst demonstrierten sie, wie die aktuelle Infrastruktur in Frankfurt aussieht: extrem mangel- und lückenhaft. Selbst neu gebaute Radwege sind vielfach zu schmal und zu unsicher, von einem durchgängigen Radwegenetz kann keine Rede sein. Die Radentscheidler*innen belegten dies durch eine umfangreiche Analyse und Kartierung der bestehenden (bzw. eben nicht bestehenden) Infrastruktur.
Daraufhin stellten die Expert*innen ihr Programm für den Radentscheid vor. Dieses orientiert sich an den Forderungen für das Bürgerbegehren, d.h. es bezieht sich zunächst nur auf einen Zeitraum von drei Jahren. Benannt wurden die wichtigsten:
– Hauptstraßen (baulich getrennte Radwege)
– Nebenstraßen (sichere Alternativen und Verbindungen der Hauptstraßen)
– Fahrradtrassen (lange Strecken, gerade für Pendler)
– Kreuzungen (als Unfallschwerpunkte)
Frankfurt im Jahr 2050: Vision für den Alleenpark
Zum Abschluss des Vortrags stellten Rebecca Faller und Beatrix Baltabol ihre Ideen für den „Alleenpark“ vor. Der Alleenring und die dortige zentrale Grünfläche sind momentan nicht gut genutzt, haben aber das Potenzial, einen die ganze Innenstadt umgebenden Parkring zu formen, wenn die Straßen und Grünflächen entsprechend umgestaltet würden.
Ein solches Projekt braucht Zeit, aber wenn die Mobilitätswende in Frankfurt gelingen soll, braucht es nicht nur ein 3-Jahres-Programm, sondern auch große und visionäre Projekte. So kann Frankfurt grün, nachhaltig und lebenswert werden. (Mehr über den Alleenpark im Blogpost „Straßen als Lebensraum #02: Vom Alleenring zum Alleenpark“)
Diskussion
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Diskussion mit dem Publikum – schließlich wurde der Radentscheid in der Vergangenheit auch durchaus kontrovers diskutiert und wir wollten uns explizit der Kritik stellen. Externen fachlichen Input lieferten auf dem Podium Prof. Dr.-Ing. Volker Blees, Verkehrsplaner von der Hochschule RheinMain, sowie Wolfgang Dunkelau, Architekt und Vorsitzender des BDA Frankfurt am Main.
Die Fragen drehten sich um berechtigte Hinweise auf die Herausforderungen in der Umsetzung – denn einfach wird es nicht, den Verkehr in Frankfurt nachhaltig zu ändern, und es wird auch nicht ohne Reibungen und Wachstumsschmerzen gehen. Erfahrungen aus anderen Städten geben aber auch für Frankfurt allen Grund zum Optimismus. Auch Anwesende Stadtverordnete und Ortsbeiratsmitglieder brachten sich aktiv in die Diskussion ein. Es ist gut, dass gewählte Vertreter*innen mit uns reden – dem müssen aber nun Taten folgen!
Ohne Zweifel wird es in den kommenden Monaten und Jahren noch viel Gesprächsbedarf über bauliche Details und Umsetzungsschwierigkeiten geben – die Grundsatzfrage, ob der Radverkehr zu fördern ist, kann aber nur mit einem lauten „Ja!“ beantwortet werden.