Der Ride of Silence 2022 fand in Frankfurt am Main am 18. Mai statt. Es versammelten sich ca. 60 Radfahrende an der Alten Oper, um im Straßenverkehr verletzter und getöteter Radfahrender zu gedenken.
Viele Verletzte, aber zum Glück keine tödlichen Unfälle
Zu Beginn erstmal eine gute Nachricht: Letztes Jahr wurden keine Radfahrenden in Frankfurt getötet! Nach 2009 und 2014 war 2021 eines der wenigen Jahre ohne tödliche Verkehrsunfälle mit Radfahrbeteiligung. Trotz der vielen Bemühungen seitens der Stadt gab es jedoch zahlreiche teilweise schwer verletzte Personen. Leider lag zum Zeitpunkt des Rides die polizeiliche Unfallstatistik für 2021 noch nicht vor, sodass wir zu den Zahlen keine genauen Angaben machen können.
Stilles Gedenken an vier Unfallorten
Die Gedenkfahrt führte zu vier Unfallorten, an denen die Veranstalter an die Opfer und die Unfallhergänge erinnerten. Anschließend hielten die Teilnehmenden vor Ort jeweils eine Schweigeminute. Die besuchten Unfallorte waren die Kreuzung Gutleutstraße/Hafenstraße (Petra, Unfall am 01.08.2015), die Kreuzung Taunusanlage/Junghofstraße (57jähriger Radfahrer, Unfall am 26.09.2019), der Campus Westend (27jähriger Radfahrer, Unfall am 18.08.2018), und die Fürstenbergerstraße (78jähriger Radfahrer, Unfall am 24.08.2018). Die vier Unfälle waren unterschiedlich im Hergang und doch gleich in ihrer Tragik. Falsche und fehlende Infrastruktur oder rücksichtslose Autofahrende – jedes Mal ist ein Mensch unnötig verstorben.
Sichtbare Erinnerung
Als sichtbares Zeichen für die motorisierte Gewalt begleitete uns das erste Ghostbike, das nach dem schlimmen Unfall am 21. November 2020 in der Oskar-von-Miller-Straße aufgestellt worden war. Damals überfuhr ein SUV-Fahrer mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit einen Radfahrer und zwei Fußgänger:innen. Der Radfahrer und ein Fußgänger starben.
Wenige Monate später kam es an genau der gleichen Stelle wieder zu einem schweren Unfall, diesmal zum Glück ohne Tote. Bei diesem Unfall wurde allerdings das schon aufgestellte Ghostbike schwer beschädigt. Beim Ride of Silence 2021 stellten wir ein neues Ghostbike auf; seitdem begleitet uns das vollkommen verbogene erste Ghostbike als sichtbare Erinnerung.
Wie es weitergeht
Der Ride of Silence wird auch 2023 stattfinden; hoffentlich wieder am normalen Termin, dem dritten Mittwoch im Mai (17.05.2023). Wir wünschen uns, dass wir uns auch nächstes Jahr wieder freuen können, dass es keine Toten gab, sondern “nur” Schwer- und Leichtverletzte. Verkehr ist kein Schicksal, sichere und unsichere Infrastruktur und Technologie menschengemacht. Wir wollen, dass es irgendwann keinen Ride of Silence mehr geben muss. Und bis dahin machen wir weiter, jedes Jahr, und erinnern an die Opfer.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und der Polizei, die die Demonstration begleitet hat.