Warum wurde der Oeder Weg umgestaltet?
Die Stadt hat jetzt den Oeder Weg umgestaltet, weil er im Beschluss „Fahrradstadt Frankfurt am Main“ von 2019 benannt wird. Diesen Beschluss haben wir gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main 2019 ausgehandelt, ermöglicht durch die fast 40.000 Unterschriften, die wir damals von euch gesammelt haben.
Wir wollen, dass der Oeder Weg umgestaltet wird, weil er eine wichtige Doppelrolle spielt. Zum einen ist er eine attraktive Verkehrsachse für den Radverkehr in Nord-Süd-Richtung, als Alternative zu den Hauptstraßen Friedberger und Eschersheimer Landstraße. Zum anderen ist er eine wichtige Einkaufsstraße für das Nordend, mit vielen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants.
Bisher war im Oeder Weg der Autoverkehr sehr sichtbar und dominant. Für die Radfahrenden gab es keine Infrastruktur, und auch die Fußgänger:innen hatten Probleme. Eine Umgestaltung im Sinne der Frankfurter Fahrradstraße verbessert sowohl die Sicherheit von Radfahrenden als auch den Komfort von Fußgänger:innen sowie die Aufenthaltsqualität. So gewinnen alle Nutzer:innen des Oeder Wegs – Anwohner:innen, Gewerbetreibende, und Menschen, die sich dort fortbewegen.
Was wurde gemacht?
Die Stadt Frankfurt hat am Oeder Weg viele verschiedene Maßnahmen provisorisch umgesetzt:
- Die Straße wurde als Fahrradstraße ausgewiesen. Das hat verschiedene Auswirkungen, die in diesem Artikel zusammengefasst werden. Unser Highlight: ihr dürft immer nebeneinander fahren!
- Die Kreuzungsbereiche wurden rot markiert. Damit soll zum einen an diesen wichtigen Punkten (Kreuzungen sind Unfallschwerpunkte) die Aufmerksamkeit auf die Radfahrenden gelenkt werden, zum anderen soll damit auch symbolisch klargemacht werden, dass Radfahrende auf der Straße hier Priorität haben.
- Die sogenannte „Dooring Zone“ wurde neu markiert, um darauf hinzuweisen, dass Radfahrende dort nicht fahren sollen. Unachtsam die Türe öffnende Autofahrer:innen verursachen teilweise schwere Unfälle. Leider wird diese Markierung von Radfahrenden teilweise falsch verstanden und als neuer sehr schmaler Radweg interpretiert. Das ist nicht korrekt! Fahrt auf dem Oeder Weg bitte mittig auf der Straße, mit mindestens 1,5 Meter Abstand zu den geparkten Autos.
- An der Kreuzung Holzhausenstraße wurde ein sogenannter Modalfilter eingerichtet, der den Autoverkehr zum Linksabbiegen zwingt, aber für Fuß- und Radverkehr kein Hindernis darstellt. So wird der KFZ-Durchgangsverkehr aus dem Oeder Weg herausgefiltert. Mittelfristig soll der Modalfilter durch Begrünung und neue Bürgersteigflächen zur attraktiven Aufenthaltsfläche gemacht werden.
- Einige der vorhandenen Parkplätze wurden zu Flächen für Außengastronomie umgewidmet; die Restaurants und Cafés haben die Gelegenheit für individuelle Gestaltung mit Holzmobiliar und teilweise auch Bepflanzung genutzt.
- Bald sollen auf dem Oeder Weg entlang der Straßenränder auch noch neue Pflanzkübel aufgestellt werden und so mehr Grün in die Straße bringen. Leider gibt es unseren Kenntnissen nach hier aktuell Lieferschwierigkeiten; wir hoffen, dass sich die Probleme bald klären.
- Die verbliebenden Parkplätze wurden teilweise zu Lieferparkplätzen und zu Kurzzeitparkplätzen umgewidmet. Dadurch wird sichergestellt, dass sowohl Logistiker als auch Kund:innen viel leichter einen Parkplatz finden.
Sind wir zufrieden?
Grundsätzlich kann man sagen: ja! Wir freuen uns, dass die Stadtverwaltung, die Stadtverordnetenversammlung und der Ortsbeirat 3 mutig waren am Oeder Weg; insbesondere der Modalfilter ist in dieser Form neu in Frankfurt, und wir freuen uns sehr, dass er jetzt ausprobiert wird. Wir müssen aber klar sagen: die aktuellen Maßnahmen sind provisorisch: Farbe und Poller. Die Umgestaltung ist damit ein erster Schritt, mittelfristig muss die Stadt aber die Maßnahmen verstetigen: Bordsteine versetzen, Kreuzungen aufpflastern, neue Plätze gestalten.
Insbesondere sehen wir noch Verbesserungsbedarf bei der Barrierefreiheit für Fußverkehr. Diese ist ohne umfassende bauliche Maßnahmen (Aufpflasterungen, abgesenkte Bordsteine, usw.) schwer zu verbessern – daher muss hier bald Abhilfe geschaffen werden. Teilweise wurden Poller an Überwegen auch ungünstig positioniert, sodass sehbehinderte Menschen unter Umständen Probleme haben.
Was passiert als nächstes?
Obwohl die Maßnahmen gerade einmal ein paar Tage alt sind, werden schon wilde (und sehr wahrscheinlich inkorrekte) Prognosen über die Auswirkungen aufgestellt, insbesondere in Bezug auf die Umsätze des Einzelhandels. Fakt ist: in allen uns bekannten ähnlichen Fällen sind nach dem Umbau die Umsätze gleichgeblieben oder sogar gestiegen. Über den Sommer wird sich der Autoverkehr einpendeln, und die neuen Liefer- und Kundenkurzzeitparkplätze sorgen dafür, dass der Logistikverkehr und Kund:innen schnell einen Parkplatz finden, wenn sie denn mit dem Auto kommen. Die Maßnahmen im Oeder Weg müssen mindestens ein Jahr erhalten bleiben, um die Auswirkungen verlässlich einschätzen zu können.
Die gleiche Debatte wie im Oeder Weg beobachten wir auch aktuell in der Robert-Mayer-Straße und im Kettenhofweg (Ortsbeirat 2). Die Debatten und Argumente sind sehr ähnlich, auch die Konfliktlinien laufen gleich. Wir hoffen und gehen davon aus, dass der Oeder Weg sich über den Sommer beweisen wird und die Anwohner:innen, Kund:innen und Gewerbetreibenden erkennen, welches große Potenzial in der Umgestaltung liegt. Die Erfahrungen aus dem Oeder Weg können dann auf die Robert-Mayer-Straße und den Kettenhofweg übertragen werden.
Der Oeder Weg kann darüber hinaus auch als Modell für viele andere Frankfurter Stadtteilstraßen dienen. Bei der Berger Straße und Leipziger Straße diskutieren viele Gruppen schon länger über Umgestaltungen (z.B. die Initiative für autofreie Leipziger Straße). Für die Schweizer Straße soll es bald einen Wettbewerb zur Umgestaltung geben, in den auch Ideen der Frankfurter Fahrradstraßen einfließen werden. Und darüber hinaus gibt es viele andere Straßen in Frankfurt, für die eine solche Umgestaltung in Frage kommt.